Die Freiwillige Feuerwehr Burgdorf gedenkt heute ihrer jüdischen Kameraden, 

die während des Dritten Reiches entrechtet und ermordet wurden.

Als 1871 die Freiwillige Feuerwehr Burgdorf gegründet wurde, gehörten selbstverständlich auch Mitglieder der Burgdorfer jüdischen Gemeinde dazu. War es doch eine Möglichkeit sich in und für seine Heimatstadt persönlich einzubringen und ein Teil davon zu sein.

Die Aktenlage von damals ist leider etwas „dünn“ und somit auf wenige Dokumente und Bilder begrenzt. Sie zeigt aber trotzdem nachhaltig, dass jüdische Mitbürger in der Feuerwehr aktiv waren.

Am eindrucksvollsten kann dieses, wenn auch nur stellvertretend für alle, an unserem Kameraden Georg Jacobsohn aufgezeigt werden.

Georg Jacosohn, Jahrgang 1872, kam 1905 zur Feuerwehr. 1911 fuhr er mit sechs anderen Kameraden der Feuerwehr zur Weltausstellung nach Turin, um an den dort stattfindenden Feuerwehr-Wettbewerben teilzunehmen.

In der Mitte Georg Jacobsohn

Die Mannschaft gewann dort als einzige deutsche Freiwillige Feuerwehr einen Ehrenpreis und wurde von den übrigen Mannschaften für ihre dort abgerufen Leistung überaus gelobt. Auf einer Mitgliederliste aus den 1920er Jahren ist Jacobsohn als Gruppenführer der Handdruckspritze vermerkt. In einem anderen Dokument aus dem Jahr 1931 an den Magistrat der Stadt Burgdorf wird Georg Jacobsohn als Adjutant der Feuerwehr-Führung vorgeschlagen.

 

 

Dieser lässt der Feuerwehr mitteilen, dass er in der Sitzung vom 02.02.31 mit der Wahl „einverstanden“ ist. Er gehörte damit neben dem Hauptmann Wilhelm Lüders und seinem Stellvertreter August Geissler zur obersten Führungsebene der Burgdorfer Feuerwehr.

Nach der Machtergreifung 1933 wurden die Feuerwehren im Reich nach und nach ein Teil der Polizei und der Name Georg Jacobsohn aus dem Beitragsbuch gestrichen. Dazu wurde vermerkt "Ausgetreten am 01. September 1933".

In einer Mustersatzung, die auch in Burgdorf vom Landrat 1934 „vorgeschrieben“ wurde, war es fortan nur noch „arischen“ Bürgern erlaubt, Mitglied der Feuerwehr zu sein.

  

Diese Mustersatzung wurde am 15.01.1934 in Burgdorf auf einer Mitgliederversammlung der Freiwilligen Feuerwehr einstimmig beschlossen.

Auf einen Ehrenabend am 31. Mai 1934 wurden 22 Kameraden in die Altersabteilung verabschiedet, darunter auch Georg Jacobsohn. Ob Jacobsohn daran teilgenommen hat, ist nicht bekannt.

Unvorstellbar muss der empfundene Schmerz von Georg Jacobsohn gewesen sein. Er, der seiner deutschen Heimat als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg gedient hat, in seiner Heimatstadt als Geschäftsmann, im Schützenverein, als Gründungsmitglied des VVV und nicht zuletzt in der Feuerwehr integriert und geachtet war, durfte nicht mehr dazu gehören.

Georg Jacobsohn ist mit  seiner Familie am 15.12.1941 ins Ghetto nach Riga deportiert und später für tot erklärt worden . Auf dem Gedenkfries im Schloss sind die Namen nachzulesen.

 

Dieser Text soll weder Anklage noch kann er eine Entschuldigung sein, für eine Zeit die wir aktiven Feuerwehrkameraden nicht miterlebt haben. Vielmehr ist er als Mahnung gedacht. Als Mahnung, auch gerade in einer schnelllebigen Zeit wie heute - in der es immer einfacher zu sein scheint, Menschen auszugrenzen, öffentlich bloß zu stellen oder zu verurteilen - sich am Leitbild des Deutschen Feuerwehrverbandes zu orientieren:

Die Feuerwehr steht für eine Gemeinschaft, die Menschen Hilfe leistet unabhängig von Herkunft, Religion, Geschlecht und Ansehen der Person.“